Biodynamische Getreide-Züchtung

Menschen im Feld

Biodynamische Getreide-Züchtung

Saatgut ist Kulturgut und sollte allen frei zugänglich sein. Seit Jahrtausenden haben die Menschen Saatgut ausgetauscht und weitergezüchtet. Erst in den letzten Jahrzehnten entwickelten wenige mächtige Konzerne Getreidesorten für die konventionelle Landwirtschaft, die maximalen Ertrag bringen und besonders gut mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Düngern zurechtkommen. Damit ist eine starke Abhängigkeit der Landwirtschaft von diesen Konzernen entstanden, die nicht nur die Rechte am Saatgut besitzen, sondern gleichzeitig auch an den passenden Pflanzenschutzmitteln und Düngern. Zudem setzen sie Verfahren der Gentechnik ein.

Die biodynamische Getreidezüchtung will Unabhängigkeit von diesen Strukturen schaffen. Sie setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Biolandwirt:innen eine breite Vielzahl an Getreidesorten zur Verfügung steht, die an die biologische Bewirtschaftung und die jeweiligen Standorte angepasst sind. Dadurch entstehen Sorten, die an die veränderten Umweltbedingungen angepasst und damit zukunftsfähig sind.

Anforderungen im Bioanbau

Die Anforderungen in der biologischen und insbesondere in der biodynamischen Landwirtschaft unterscheiden sich sehr stark von denen der konventionellen Landwirtschaft.

Im Bioanbau werden nicht die Pflanzen gedüngt, sondern die Böden. Dazu werden ausschließlich organische Dünger wie Hofmist, Kompost und Gülle verwendet. Diese ernähren den Boden und fördern den Aufbau von fruchtbarem Humus. Die Pflanze muss sich daraus die Nährstoffe aktiv erschließen. Dadurch ist die Nährstoffzufuhr der Pflanze begrenzt. Da chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel nicht zugelassen sind, benötigt die Biolandwirtschaft zudem robuste Pflanzen, die weniger anfällig sind für Pflanzenkrankheiten und Schädlinge.

Wichtige Eigenschaften angepasster Getreidesorten sind:

•    Saatgutgesundheit
•    Unkrautunterdrückungsvermögen durch rasche Entwicklung der Jungpflanzen
•    Ausbildung eines großen Wurzelsystems zur Wasser- und Nährstoffaufnahme
•    Schädlings- und Krankheitstoleranz
•    Hohe Ährengesundheit
•    Ausbildung guter Erträge auch bei begrenztem Nährstoffangebot
•    Stabile Erträge auch bei widrigen klimatischen Bedingungen
•    Optimale Verlagerung der Nährstoffe aus dem Halm ins Korn
•    Gute Backeigenschaften, Bekömmlichkeit, Geschmack

Engagement der Züchter:innenSortengarten, verschiedene Getreiden

Die Züchtung zukunftsfähiger gesunder Getreidesorten erfordert viel Erfahrung. Grundlage für eine erfolgreiche Züchtung für biologische Bedingungen sind genaues Beobachten und die Ausbildung des so genannten Züchterblicks. Dabei haben die Züchter:innen immer die Pflanze als Ganzes im Blick und arbeitet nicht nur ausgerichtet auf einzelne Eigenschaften der Pflanze. Züchtung kann deshalb nur auf dem Feld und unter natürlichen Bedingungen stattfinden und nicht im Labor. So entstehen Pflanzen, die beste Anbaueigenschaften für den jeweiligen Standort und höchste Nahrungsmittelqualität in sich vereinen.

Die Entwicklung einer neuen Sorte von der ersten Kreuzung bis zur offiziellen Sortenprüfung und -zulassung  dauert in der Regel 10 bis 12 Jahre. Diese Arbeit ist teuer und wird – im Gegensatz zur konventionellen Züchtung – nicht durch den Verkauf des Saatguts amortisiert. Biodynamische Züchtung ist auf die Unterstützung von Verbänden, Initiativen, Unternehmen und Privatpersonen angewiesen.

Engagement der Spielberger Mühle

Wir wollen, dass unsere hochwertigen Demeter-Produkte von Beginn an biologisch-dynamisch sind. Aus diesem Grund begleiten und fördern wir die Arbeit der biodynamischen Getreidezüchter:innen auf vielfältige Weise. Gemeinsam mit unseren Partner-Landwirt:innen wählen wir geeignete biodynamische Getreidesorten aus und werten die Ergebnisse aus diesen Kulturen aus. Wir beobachten verschiedene Anbauversuche der Züchter:innen und lassen unsere Landwirt:innen an den Resultaten teilhaben. Nicht zuletzt unterstützen wir den Saatgutfonds der Zukunftsstiftung Landwirtschaft regelmäßig finanziell.

In Deutschland und in der Schweiz gibt es derzeit vier Züchter:inneninitiativen, die sich mit unterschiedlichen Schwerpunkten der Getreidezüchtung widmen: